An einem einzigen Tag 2000 Jahre zurück in die Welt der alten Römer reisen? Für die 45 Gymnasiasten der 8. Klassen der WGS kein Problem. Sie stiegen einfach in einen Bus. Neugierig auf das, was da kommen möge. Ermöglicht hatte diese Zeitreise der Förderverein durch seine großzügige Unterstützung.
Ziel dieses Geschichts- und Lateinausfluges war eine riesige Römervilla nach originalem Vorbild: das Pompejanum in Aschaffenburg. Der Bayernkönig Ludwig hatte sie im 19. Jahrhundert bauen lassen. Von den Ausgrabungen in Pompeji beeindruckt, baute er eine eigene römische Villa im Garten seines Schlosses.
Wie Könige eben so sind.
Die passende Begrüßung für die Expedition unter der Leitung von Lateinlehrerin Frau van de Loo, Klassenlehrerin Frau Krüger und Geschichtslehrer Herrn Vetter und stand dann auch schon gleich auf dem Fußboden vor der Eingangstür: „Cave canem“! Aber der Hund, vor dem man sich hüten sollte, tauchte dann doch nicht auf. Das war gut so. Denn so konnten sich alle ungestört umschauen. Zu sehen gab es genug.
Das mit Wandgemälden geschmückte atrium zum Beispiel mit dem impluvium, einem Wasserbecken, in dem das Regenwasser aufgefangen wurde. Es gab ein cubiculum, in dem die römische Familie schlief, und ein triclinium, in dem gespeist wurde. In der culina konnten man sehen, wo und wie damals die Sklaven das Essen zubereitet haben. Baffes Erstaunen allenthalben, als alle entdeckten, wie ähnlich das damalige Kochgeschirr unseren heutigen Pfannen und Töpfen war.
Ebenfalls erstaunlich die direkt neben der Küche gelegene latrina, die Toilette. Dieser Luxus war allerdings nur reichen Römern vorbehalten. Die ärmeren mussten eine öffentliche Anlage aufsuchen. Dort saßen sie zu mehreren nebeneinander, um ihr „Geschäft zu machen“. Das war durchaus wörtlich zu verstehen. Denn in der latrina wurde auch gehandelt.
Bei der Führung durch die verschiedenen Gemächer hat die Schülergruppe der römischen Familie Nigidius bei ihrem Tagesablauf über die Schulter geschaut. Mit welchen Tätigkeiten hat der Hausherr, ein vornehmer Senator, sein Geld verdient? Wofür war die Hausfrau zuständig? Was hatten die zahlreichen Sklaven zu tun?
Ganz nebenbei erfuhren die Schülerinnen und Schüler so einiges aus dem römischen Alltag.
So hatte eine reiche römische Familie mindestens fünf Sklaven, die winzigen Schlafzimmer keine Fenster. Römer lagen in der Regel beim Essen zu dritt auf einer Liege. Ähnlich wie bei McDonalds wurde mit den Fingern gegessen und abgenagte Knochen einfach unter den Tisch geworfen. Statt Ketchup gab es garum, eine Gewürzpaste aus vergorenen Fischeingeweiden. Das fanden dann doch einige eher eklig. Die mit Pfeffer gewürzten süßen Kekse ziemlich gewöhnungsbedürftig.
Die Mädchen staunten nicht schlecht: Mit ihren 14 Jahren wären sie nämlich schon längst verheiratet gewesen. Keine so schöne Vorstellung.
Doch wie waren die Machtverhältnisse in so einer Villa? Schnell umgezogen – und da stand dann plötzlich ein patronus oder dominus, der Hausherr, mit seiner standesgemäßen Toga mit Purpurstreifen da. Sechs Meter Stoff waren darin verarbeitet! Eine domina, die Hausherrin, durfte natürlich auch nicht fehlen. Und natürlich hatten die beiden auch zwei servi (Sklaven), die sie bedienen mussten. Die trugen natürlich nur eine tunicaaus einfachem Leinenstoff.
Vieles hat die Kinder an die heutige Zeit erinnert. Körperpflege war den reichen Römern zum Bespiel sehr wichtig, es gab auch schon Wasserkocher (kein Sklave, sondern ein Behältnis). Sogar die gute alte Wärmflasche nahmen frierende Römerinnen mit ins Bett. Es gab Fußbodenheizung und warmes Wasser. Hygiene wurde – zumindest in der Oberschicht großgeschrieben. Der essiggetränkte Stockschwamm entpuppte sich als ein Vorläufer unserer Klobürste. Da waren die Latrinen vermutlich sauberer als heutzutage so manche Schultoilette.