„Ein Hoch auf das Wir!“ Feierlicher Abschied unserer Abschlussklassen

Sogar der Himmel weiß, wann es an der Zeit ist, mal eine Pause zu machen. Eine Pause vom Dauerregen in diesem Sommer. Denn am Freitag, den 5. Juli, ging es um den Abschluss.  Nicht um den sogenannten Torabschluss wie in den letzten Fußballwochen. Sondern um das Abschlusszeugnis der Weingartenschule. 157 Schülerinnen und Schüler feierten damit Ende und Beginn eines Lebensabschnitts.

Familie Devici, Mutter Emine und ihre Zwillingstöchter Neil und Mina sind deswegen hier.  Eigentlich wegen ihres Bruders, der heute sein Zeugnis bekommt. „Wir sind mega, megastolz auf ihn“, freuen sich die Schwestern wie aus einem Mund. Nächstes Jahr seien sie dran. Die Schule sei „megacool“. Nebenan steht ein festlich gekleidetes Mädchen mit einem Blumenstrauß. Ein Geschenk zum Abschluss? Lena aus der R10b lächelt. Nein, als Dank für ihren Klassenlehrer. Der sei gut gewesen. „Ja, auch Lehrer brauchen Achtung“, bemerkt ihr Vater Mutlu, „die darf man nicht vergessen“.

Bevor man in die zur Feierhalle umfunktionierte Sporthalle der Weingartenschule eintreten durfte, wurde diesmal an die Tickets erinnert. Eine sinnvolle Änderung, wie Anna aus der G9a erklärt. Sie sitzt mit fünf anderen Mädchen am Eingang und kontrolliert. „Dieses Jahr sollen uns Schulfremde nicht stören“, wie sie betont. Da sei in den letzten Jahren doch einiges schiefgelaufen. Deshalb Einlass nur mit Einladung.

Die, die hereinströmen, haben sich herausgeputzt. Ein Trend: „Alle werden immer schicker, sagt Anna, die weiß, wovon sie spricht. Jedes Jahr werde mehr Wert auf das Outfit gelegt. Fast alle Jungs im Anzug, die Frisuren den Spielern der Europameisterschaft abgeschaut: Ob Topfschnitt a la Florian Wirtz oder diametral abfallendes Haupthaar samt einrasierter Leitplanke oder „Fade-Cut“ mit rasierten Seiten bis oben hin – alles ist vertreten, was man aus den Medien kennt. Modisch eben. Die Mädchen standen dem in nichts nach: Eigentlich alle hatten bonbonfarbene oft glitzernde Abendkleider umgeworfen, wie aus einer Hollywood Soap entsprungen. Dazu hohe Absätze. Manche staksten noch, andere hatten sichtlich bei Germany’s Next Topmodels Anschauungsunterricht genommen.

Ganz abgesehen von dem Styling konnte sich auch die Leistung der Anwesenden sehen lassen:

Von den 40 Hauptschülern und –schülerinnen erhielten 29 den qualifizierten Hauptschulabschluss. Die besten in diesem Zweig waren Botan Ates (H9b, Durchschnitt: 1,5) sowie Rania El Hammouti und Niko Kozulovic (H9a, beide Durchschnitt: 1,8).  Von den insgesamt 68 Realschülern erhielten 15 die Eignung für die Fachoberschule und 37 zusätzlich die Eignung für den Besuch einer gymnasialen Oberstufe. Hier glänzten Marcello Di Martino (R10a, Durchschnitt: 1,6), Areeb Ahmad Nasir (R10b, Durchschnitt: 2,0) sowie Havin Lena Akca und Loena La Sala (R10c, beide Durchschnitt: 2,1). Von den 49 Schülern aus dem Gymnasialzweig hatten sich Yannick Gotta (G10a, Durchschnitt: 1,0) und Jarne Aust (G10b, Durchschnitt: 1,5) die besten Zeugnisse erarbeitet.

     

Doch bis sie geehrt wurden, dauerte es noch ein wenig. Levi Fröhlich (G7a) führte wie schon im letzten Jahr gekonnt als Ansager durch den Nachmittag. Schulleiter Dr. Richter war sichtlich gut aufgelegt und mahnte zur Eile. „Das Deutschlandspiel steht an!“  Sicherheitshalber hatte er schon mal eine große Leinwand an der Bar aufgestellt und würzte seine Rede mit ein paar Anekdoten aus dem Schulalltag: Die Einschätzung mancher Schüler, die Dinosaurier seien 1944 ausgestorben und die WGS sei 340 m hoch (angeblich mit mathematischer Formel ausgerechnet), hätten ihn doch sehr erheitert. Was ihn aber wundere, dass so viele Jugendliche auf Nachfrage weiter in die Schule gehen wollten. „Da habt ihr so über Schule gejammert und dann so was“, wunderte sich der Direktor kopfschüttelnd.

Immerhin habe man gemeinsam gekämpft und alles gemeistert, wie die SV Sprecherin Havin Akca in ihrer kurzen Ansprache feststellte. Corona und etliche Doppelstunden Deutsch. Und tatsächlich, dieser Abschlussjahrgang bekam summa summarum von den meisten anwesenden Klassenlehrern gute Noten ausgestellt, „Hausaufgaben immer gemacht“, „zuverlässig“, „pünktlich“, „Termine eingehalten“, waren nur einige Aussagen, die offensichtlich symptomatisch waren. Kommt das nach der Generation Z? Die Angepassten, die Engagierten?

Auf jeden Fall fanden sich immer in diesem Jahrgang Freiwillige für allerlei Aufgaben, man sei reifer geworden, die Entwicklung gehe in Richtung Selbstständigkeit, hob Studienrätin Esther Schardt hervor. Man habe nun junge Erwachsene vor sich, die erst vor kurzem als Eingeschulte noch mit der Sonnenblume verlegen im Forum gewunken hätten.

Zwei Schülerinnen drehten in ihrer Rede gar die Verhältnisse um und stellten ihrer Klassenlehrerin Frau Krüger mit einem Schnitt von 1,5 ein hervorragendes Zeugnis aus. Gut aufgelegt war auch die Schulband unter Leitung von Frau Acker. Es wurden Songs wie Alone in the Dark oder Skyfall von Superstar Adele stimmgewaltig intoniert.

Schon so etwas wie ein Stargast war Schülerin Miray Hank aus der R7c, bekannt von ihrer diesjährigen Teilnahme bei den „Voice Kids“ von SAT1. Da kam sie bis ins Halbfinale – was die meisten im Saal wohl auch der Nationalmannschaft wünschten. Sie ließ ihrer guten Soulstimme freien Lauf und wurde für ihre eindrückliche Performance “Valerie“ von Amy Winehouse vom Auditorium gebührend gefeiert.

Individuelle Stärken, das war auch ein Thema der Schulfeier. „Ihr seid mehr als nur Noten in einem Fach“, resümierte der Klassenlehrer Herr Preis. „Lehrer sind keine Handwerker oder Bildhauer, unsere Arbeit sieht man nicht“. Man merke aber letztlich, wenn Persönlichkeiten herangereift seien. „Das tut gut!“

„Gutaussehende Persönlichkeiten“, wie Bürgermeister Christian Seitz – selber einst Abgänger der Weingartenschule – in seiner Ansprache nachschob: „Ihr macht richtig was her “, lobte er die Jugendlichen. Seitz betonte in seiner Rede das „Wir“ in der Gesellschaft. Er wünsche sich Respekt. Jeder soll mit sich und den anderen in seinem weiteren Leben möglichst respektvoll umgehen. „Alles liegt vor euch“, rief er den Zuhörern zu. „Bringt euch in die Gesellschaft ein, übernehmt ein Ehrenamt!“, lautete sein Vorschlag für ein besseres Miteinander.

Auch die Elternbeirätinnen Frau Hirt und Frau Franken waren voll des Lobes. Ihr Dank für Leistung, Empathie und Unterstützung ging im Namen der Elternschaft an die gesamte Schulgemeinde. Zusätzlich gab es noch einen Rat an die Schüler für den weiteren Werdegang: „Aus Steinen, die in den Weg gelegt werden, kann man auch etwas Schönes bauen!“

Die Ausländerbeauftragten von Kriftel, Carmen Jimenez und Semiha Eroglu-Buch, hatten den Humanismus im Gepäck. „Es ist unsere Verantwortung, einander mit Respekt und Achtung zu begegnen, unabhängig ob Christ, Muslim, Andersgläubig oder Atheist“ – wir alle teilen das Menschsein!“, war die klare Ansage.

Natürlich könnten wir nicht die ganze Welt retten, so Jimenez weiter, aber jeder solle doch bitte in seinem Umfeld etwas Positives bewirken. Und das tat sie dann gleich und ehrte die besten ausländischen Schülerinnen und Schüler:

Im Hauptschulzweig Niko Kozulovic, Notendurchschnitt 1,8.

Aus der Realschule Marcello di Martino, Notendurchschnitt von 1,6.

Aus der gymnasialen Stufe Yoo Jin Kim, Notendurschnitt 1,3.

Riesenapplaus im Auditorium für die erbrachten Leistungen und die gelungene Teilhabe.

Wenn Hilfsbereitschaft ein Lehrfach wäre, so hätten es die beiden Schüler Amely Mezrigui und Lars Ulrich (beide R10b) ein „Sehr gut“ im Zeugnis stehen.  Sie erhielten den von dem ehemaligen Schulleiter (1978 bis 2001) gestifteten Johann-Georg-Schröder-Preis für ihren Einsatz als Mentoren, Ansprechpartner, Helfer und seelische Wegweiser für ihre Mitschüler.

Gut für die Seele oder zumindest für das Wohlbefinden waren auch die Erfrischungen an der Bar. Zoe aus der G9a und ihre Helfer schenkten gut gelaunt aus. „Die Leute sind in Sektlaune“, fasste sie das Trinkverhalten kurz zusammen. Ganz prickelig zumute war auch den drei Mädels in der Fotobox – Marita, Chiara und Emilia haben Ihren Abschluss in der Tasche und wissen, wie es weitergeht: zweimal Abi und einmal ein FSJ.

Für die Nationalmannschaft ging es dann trotz guter Leistung leider nicht mehr weiter. Aber, neue Abschlüsse kommen immer wieder. Frei nach dem Fußballgesetz: Nach dem Spiel ist vor dem Spiel.

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