Wieder Leben in der Bude! Oder: Gewimmel, Gewusel und Gedränge
Heute sei ein Freu-tag, sagt einer von unseren Schülerinnen und Schülern, die sich auf dem Schulhof aufhalten. Eigentlich ist ja Freitag. Aber eben ein ganz besonderer. Denn es fand – nach Dezember vergangenen Jahres – wieder Regelbetrieb statt. Endlich!
Tatsächlich haben sich an diesem speziellen Tag wohl die meisten wieder auf die Schule gefreut. Das sei ihre Schule, erklären die Mädchen in einer Ecke des Schulhofs, da gehörten sie doch hin. Jetzt sind alle wieder da. Ein gutes Gefühl. Die stetig sinkenden Inzidenzzahlen im Main-Taunus-Kreis hatten zur Öffnung für den Präsenz-Unterricht für alle geführt. Endlich ist die WGS wieder so lebendig, wie wir sie kennen. Laut, fröhlich schwätzend und sich gestenreich begrüßend laufen die Kinder in das Gebäude, immer darum bemüht, den Sicherheitsabstand zu waren. Denn die Hygieneregeln gelten natürlich nach wie vor. Genauso wie die Pflicht, eine Maske zu tragen. Die Klassenzimmer sind wieder voll mit den üblichen Schulutensilien. Rucksäcke, Bücher, Hefte, Mäppchen, alles dabei. Eben endlich wieder Leben in der Bude, wie unsere Schulleiterin Frau Wetterau-Bein in ihrer Begrüßungsdurchsage verlauten lässt. „Darauf warten wir schon so lange“, führt sie weiter aus. Erst am Vortag um 12:00 Uhr hatte es das „Go“ vom Hessischen Ministerium für Soziales und Integration gegeben. Auf dessen Homepage waren die sich ständig ändernden Inzidenz-Zahlen für Hessen nachzulesen. Sie stabilisierten sich für den Main-Taunus-Kreis erst allmählich. Dann aber ein Aufatmen in der Schulleitung. Denn erst wenn die Inzidenz den Schwellenwert von 50 an fünf aufeinanderfolgenden Kalendertagen unterschreitet, durfte der tägliche Präsenzunterricht stattfinden. Das war ab dem 28. Mai der Fall.
Jetzt können alle wieder richtig Schule leben. Kein Wechselunterricht, keine Trennung in Distanz- und Präsenzunterricht mehr. „Wie eine Art Wiedervereinigung ist das“, bringt es Achtklässler Firat auf den Punkt. Sich austauschen, reden, necken, lachen, trösten – alles ist wieder drin. Seit der Weihnachtszeit war es anders. Das kann man an dem vergessenen Christbäumchen in einer Ecke im Klassenzimmer der G8a gut erkennen. Jetzt käme ein neuer Zeitabschnitt. „Die Schüler gucken ganz anders“, hat unser Realschulzweigleiter Dr. Richter in seinen Klassen beobachtet. Am ersten Tag seien sich die Mitschüler noch etwas fremd. Müssten ihren Platz in der Klasse unter 25 Klassenkameraden erst wiederfinden. In der Mathematikklasse von Klassenlehrer Herrn Silvestri sagen drei Mädchen, dass sie ein besseres Zeugnis erwarten als letztes Jahr. Warum? Der Distanzunterricht habe ihnen die Möglichkeit gegeben, sich mehr einzubringen. Schülerin Sina fasst das so zusammen: „Ich habe am Computer mehr mitgemacht, war mündlich besser.“ Die Klassenmehrheit aber gibt sich nicht so optimistisch und führt dabei gute Gründe an: Stress mit den Geschwistern, alleine vor dem Bildschirm verkümmern, kein Dialog mit den Lehren, heißt es. Da gehe die Motivation flöten.
Sieben Wochen bis Schuljahrsende sind es noch. Arbeiten müssen geschrieben, Lernstoff muss nachgeholt werden. „Erst einmal in der Schulrealität ankommen, das ist wichtig“, analysiert Dr. Richter die Situation „das dauert erst einmal“. Der Lehrerschaft gehe es nicht anders. Es sei eben eine andere Präsenz, leibhaftig vor einer vollen Klasse zu stehen. „Durchaus auch eine körperliche Herausforderung“, fasst Studienrat Silvestri seine ersten Erfahrungen zusammen.
Einen Coronatest machen vor dem Unterricht alle, Schüler- und Lehrerschaft, niemand ist positiv getestet worden.
Es gongt zur Pause. Türen fliegen auf, Kinder und Jugendliche strömen maskiert aus ihren Klassenzimmern. Es herrschen Gewimmel, Gewusel und Gedrängel. Der ganz normale Wahnsinn eben, wie Dr. Richter fast erleichtert feststellt.
Ein Anfang ist heute jedenfalls gemacht. Auch wenn ihm in diesem Fall kein Zauber innewohnt. Denn bis zu einer Corona-freien Zeit wird es noch Weilchen dauern.