Die Kinderbuchautorin Julia Morgenthaler stellt ihr Buch auf Ukrainisch vor
Früh morgens, kurz nach 7:30 Uhr. Schon von weitem fällt auf, dass sich vor dem Eingang der WGS eine Menge Schülerinnen und Schüler aufhalten. Sie drücken sich die Nasen platt. Drinnen sieht man hinter der Glastür schon emsig Hausmeister und Helfer ein Podium aufbauen. Plakate sind aufgestellt. Sie bewerben den Buchhelden Friedolin und seine Freunde. Hinter dem Mikrofon sitzt die Hofheimer Autorin Julia Morgenthaler und bereitet sich auf ihre Moderation vor. Langsam füllt sich das Forum. Die Intensivklassen der ukrainischen Schüler sitzen links. Rechts die gymnasialen 10. Klassen von Frau Becker, die diese Veranstaltung initiiert hat. An dem Tisch neben ihr werden gleich vier Schülerinnen der G10a Platz nehmen. Sie sind gekommen, um die Schriftstellerin mit Fragen zu löchern.
Frau Wetterau-Bein bringt es in ihrer Begrüßung kurz und knackig auf den Punkt. „Lebe deine Träume“, sei das Motto des Tages. Oder wie Julia Morgenthaler es nennt: „Kindern und Tieren helfen“. Ihr Kinderbuch `Friedolins Freunde: Tierisch genial` liegt seit neuestem sowohl auf Deutsch als auch auf Ukrainisch vor. Deshalb stellte die Autorin ihre Arbeit den ukrainischen Willkommensklassen sowie deren Mentorinnen und Mentoren aus den 10. Klassen vor.
Das Kinderbuch über Friedolin, das verträumte Schaf, und seine Freunde, den schrägen Vogel Lora, Picky, das quirlige Schwein, die mutige Maus Pieps, die weise Schildkröte Karla und das tapfere Pferd Harry, liebevoll illustriert von Anja Rommerskirchen, verkaufte sich bereits über 7000mal. Die Autorin spendet ihre Einnahmen größtenteils für gute Zwecke. Für den Tierschutz zum Beispiel und für Tiervereine. 11.300 € seien bereits zusammengekommen. Das hätte sie sich nicht träumen lassen. Apropos Traum. Was denn ihr größter Traum gewesen sei? „Einmal Polarlichter anschauen“, das habe sie sich nach 45 Jahren auch endlich erfüllt. Um Träume umzusetzen, brauche es Mut, Kraft und Gelassenheit. „Friedolins Freunde haben all diese Werte und verkörpern sie“, vermittelt sie ihren Zuhörern. In ihrem Buch habe jedes Tier sein Lebensmotto.
Morgenthaler moderiert und interagiert mit dem jungen Auditorium. Sie stellt Fragen, hakt nach.
„Was glaubt ihr, braucht man, um ein Buch zu veröffentlichen?“, fragt sie in die Runde. „Ideen, eine Geschichte“, wird gerufen. Und als Nächstes? Alles aufschreiben und viele Post-its, auf denen die Ideen gesammelt werden. Dann käme der Verlag oder in ihrem Fall der Selbstverlag. Es brauche natürlich Kapital.
„Was glaubt ihr, wie viel ein Buch kostet“, fragt sie. Die Kinder steigern sich langsam. 100, 200, 300 €? Morgenthaler lächelt. 8.000 -10.000 € ruft sie, so viel koste ein Kinderbuch! Dann brauche man später Illustratoren, ein Layout plus Lektorat. Die Papierqualität sei auch ganz entscheidend für Aussehen und Haptik des Buches.
Jetzt sind die vier Mädchen auf dem Podium an der Reihe. Lilli Ackermann, Alina Corsten, Lara Fiebig und Leonie Hollants haben eine Menge Fragen. Zum Beispiel, wie lange es gedauert habe, um das Buch zu schreiben (zwei Jahre), wie viele Seiten das Buch habe (70) und warum denn überhaupt ein Kinderbuch? Sie habe durch Tiere ihrem Sohn die Welt besser erklären können, erläutert die Autorin. Alle Fragen werden nach und nach beantwortet. Ganz wichtig ist es den Mädchen zu erfahren, warum die Tiere im Buch so unterschiedlich seien.
Morgentaler lächelt. Unterschiedlich wie wir alle, ja, aber sie verbinde ein unsichtbares Band der Freundschaft. Gemeinsam seine Träume erfüllen. Stark sein. Wichtige Werte.
Dann wird aus dem Buch vorgelesen. Morgenthaler liest selbst das Kapitel, in dem das Pferd Harry befreit wird. Das Thema ist symptomatisch. Freunde tun sich zusammen und trauen sich was.
Der Ukrainer Mark kommt nach vorne, Klasse fünf in der WGS, um das Kapitel in seiner Sprache vorzulesen. Sehr mutig sei das, lobt Morgenthaler und ist richtig gerührt. Viel Applaus ist seine Belohnung.
Wie kam das Event bei dem jungen Auditorium an? Max aus der G10a, 15 Jahre alt, findet sich zu alt für Kinderbücher, aber die Themen seien trotzdem wichtig. Seine 16-jährige Klassenkameradin Laura hat mit Kinderbüchern auch nichts am Hut, aber findet es toll, dass Morgenthaler sich so um Tierschutz kümmert. Gelernt habe man auch etwas – wie ein Buch entstünde und wie wichtig es sei, an sich zu glauben.
Und die ukrainischen Kinder? Vier Mädchen aus der fünften Klasse, alle um die elf Jahre alt, haben die Themen aus dem Buch berührt. Die gut funktionierende Freundschaft, sich gut zu verstehen, das sei wohl wichtig. Auf ihre Träume angesprochen, landen sie alle allerdings schnell auf dem Boden der Wirklichkeit. Ganz konkret träumen sie von Frieden in ihrer Heimat und wollen schnellstmöglich wieder nach Hause.
Jetzt wird es demnächst an Ort und Stelle um´s digitale Eingemachte gehen. Sprich, da werden Podcasts (Tondateien, die man über das Internet hören kann) aufgenommen. Eine Premiere: An der Weingartenschule wird der erste deutsch-ukrainische Podcast erstellt. In einer AG sollen weitere internationale Tondateien folgen.