Um 08:29 Uhr kam die offizielle Absage. Nachdem letztes Jahr die Aktion „Sauberhaftes Kriftel“ coronabedingt ins Wasser gefallen war, spielte dieses Jahr Petrus den Spielverderber. Es schüttete in Kriftel am Dienstagmorgen. Sommer 2021 eben. Frau Wetterau-Bein ermunterte in ihrer Durchsage unsere Schülerinnen und Schüler trotzdem dazu, Eimer, Greifzangen und Handschuhe in die Hand zu nehmen. „Wer Lust hat, legt los“, hieß es. Und die hatten dann doch so einige. Mittlerweile war auch der Wettergott gnädig gestimmt. Es tröpfelte nur noch. Also aufgestellt und losmarschiert. Einige Klassen nahmen den Müll in und um ihre Schule in die Zange. Die G6c ging ge- und entschlossen mit Ihrer Klassenlehrerein Frau van´t Hoofd in Richtung Ziegelleipark. Engagiert für eine gute Sache. Auch ohne offizielle Ansprache und Schirmherrschaft.
Vor 15 Jahren startete die Aktion „Sauberhaftes Hessen“. Mittlerweile ist sie Deutschlands größte Umweltkampagne und eine echte Erfolgsgeschichte, denn in dieser Zeit haben sich Jahr für Jahr hessenweit Zehntausende an den verschiedenen Aktionstagen für eine saubere Umwelt engagiert.
Die war gerade in der Coronakrise besonders geschädigt worden. Nicht nur der Plastik- und Verpackungsmüll war signifikant gestiegen. Auch beim privaten Bio-, Glas- und Restmüll haben die Entsorgungsbetriebe eine Zunahme festgestellt. Das kann auch die freiwillige Müllsammlerin Davina aus der G6c bestätigen. „Wir haben jede Menge Bierdeckel, Zigarettenkippen, Pizzakartons und Einwegverpackungen gefunden“, lautet ihr Resultat. Sie wünsche sich eine Zukunft, in der nicht mehr so viel Müll weggeschmissen werde. Ihre Klassenkameradin Lynn wird bei dem Thema richtig heftig: “Keiner möchte in so viel Müll leben“, regt sie sich auf, „es geht um unsere Zukunft“. Deswegen seien solche Aktionen so sinnvoll. In der Tat gibt es viel zu tun. Denn mit Corona kam die Vermüllung der Städte und Gemeinden. Homeoffice, Lockdown und Distanzlernen brachten viele Essensanlieferungen und viel Verpackungsmüll. Viele Jugendliche treffen sich im Freizeitpark und im Ziegeleipark. Wenn sie wieder gehen, bleibt ihr Müll zurück. Darüber ist WGS-Schüler Bendix, der am Ziegelleipark wohnt, richtig verärgert. Er sieht auch Flora und Fauna in Gefahr: „Der Ziegeleipark ist ein Naturschutzgebiet, in dem viele Tiere und Insekten leben, die an gefressenen Plastikresten oder Zigarettenkippen sterben können“, sorgt er sich.
Allen Schülern ist gemeinsam, dass sie die Aktion „supersinnvoll“ finden. Man müsse sich ja nur einmal umsehen, so Frau van’t Hoofd, dann sehe man an Plätzen und beliebten Treffpunkten Verpackungsabfälle, Flaschen, Papier, gebrauchte Mundschutz-Masken und überquellende Papierkörbe.
„Sogar Coronatests waren dabei“, ergänzt Schüler Oscar, der auch in einer besseren Umwelt leben will. Seine Mitschülerin habe sogar Glasscherben eingesammelt. Das könne Verletzungen bei Hunden zur Folge haben. Es ist ein gedankenloses Wegwerfverhalten, das an diesem Tag deutlich zur Sprache und ins Bewusstsein kommt.
Veränderungen fangen immer im Kleinen an. Die Schülerinnen und Schüler der Weingartenschule haben durch ihre Eigeninitiative mit ihren Lehrern hautnah erlebt, dass man mit wenig Aufwand viel für die Umwelt tun kann. So wird man schnell zum Vorbild für andere. Ihre Botschaft ist dabei ganz klar: Wer in einer besseren und schöneren Umwelt leben will, kann und sollte selbst etwas dafür tun. Abfall in die Natur oder auf die Straße zu werfen, geht gar nicht. Auch kleine Kaugummis, Zigarettenkippen oder Bonbonpapierchen verschmutzen unsere Umwelt.
Ziel der Aktion war nicht nur, ganz konkret etwas Gutes zu tun. Durch die gemeinsame Sammelaktion wurden das Bewusstsein unserer Schülerinnen und Schüler für einen verantwortungsvollen Umgang mit der Umwelt geschärft. Wer sich umsieht, findet genügend Gründe dafür, Abfall nicht auf den Boden, sondern in den nächsten Mülleimer zu werfen. Denn da gehört er hin. Gemeinschaft sind nicht die anderen, Gemeinschaft, das sind wir alle. Jeder Einzelne. Wie heißt es so schön: Ohne Dich geht (ein sauberes) Kriftel nich‘.