Positive Nachrichten aus den USA: Krifteler Weingartenschüler und –schülerinnen treffen Autor Jason Reynolds

 

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Nils Henrichen, Jakob Rupčić, Jason Reynolds und Etienne Wadenbach im Literaturhaus Frankfurt

„Er sieht aus wie ein Löwe“, raunt einer der Schüler als Jason Reynolds den großen Saal des Literaturhauses Frankfurt am Mittwochmorgen betritt. Und es stimmt, der amerikanische Autor mit den Rastalocken hat eine eindringliche Präsenz. „Wenn ich in einen Laden gehe, dann bemerkt jeder, dass ich da bin.“ Damit spielt er auf seine schwarze Hautfarbe an. „Aber niemand sieht, was für ein Mensch ich in mir drin bin.“ Um ein wenig mehr über den Menschen Jason Reynolds zu erfahren, waren zwei zehnte Klassen der Weingartenschule, die den Autor treffen wollten und die von Manuela Becker und Jana Such begleitet wurden.

Und das hat sich für die Jugendlichen aus Kriftel gelohnt, denn Jason Reynolds ist nicht zufällig ein Star der literarischen Szene in den USA. Seit seinem 21. Lebensjahr schreibt er, um die Welt aus der Sicht schwarzer Jugendlicher darzustellen. In seiner Karriere, so teilt er freimütig mit, gab es Höhen und Tiefen. Als er mit 25 obdachlos wurde, waren es Freunde, die ihn aufnahmen und ermutigten, mit dem Schreiben weiterzumachen.

Auch das hat sich gelohnt, denn Reynolds beschreibt in seinem neuen Roman „Ghost“ einen jugendlichen Helden aus armen Verhältnissen, der seinen Weg finden muss. Dabei helfen ihm sein Trainer und seine Mutter. Das Verhältnis zur Mutter im Buch sei ähnlich wie sein eigenes Verhältnis zu seiner Mutter, sagt Reynolds und auch sonst sei einiges im Buch autobiografisch. Innerhalt von gut 90 Minuten trägt der Autor aus dem Buch vor und beantwortet die Fragen der Jugendlichen im Raum. Schon seine Art des Vorlesens fesselt, denn er liest die ersten Seiten des Buches mit tiefer Stimme und intoniert sie fast wie ein Gedicht; allerdings eher eine Art Rap Gedicht. Nein, er könne gar nicht rappen, und deshalb schreibe er, lässt er die Jugendlichen im Saal wissen. Aber egal, ob Rap oder nicht, die Stimme von Reynolds wird gehört.

„Wenn du reich werden willst – also wenn es das ist, was du willst – dann musst du hart arbeiten. Ich habe in den letzten Jahren sehr hart gearbeitet, denn wenn du im Leben einmal wirklich Hunger hattest, dann wirst du alles tun, um das in Zukunft zu vermeiden“, erklärt er den Zuhörern. Doch ihn treibt nicht so sehr das Geld an; es ist etwas anderes, das ihn so hart arbeiten lässt. Natürlich ist er stolz, dass er seine Familie mit dem Schreiben versorgen kann. Und besonders stolz ist er, dass er mit seiner Mutter zur Preisverleihung des diesjährigen National Book Award eingeladen war. Denn mit der Nominierung stellt er unter Beweis, dass seine Art, die Welt zu sehen und den Menschen in unserer Welt eine Stimme zu geben, gehört und respektiert wird. „Als ich so alt war, wie ihr, habe ich nicht gelesen. Denn es gab keine Bücher über meine Welt.“ Und das haben er und andere afroamerikanische Autoren verändert.

Und er erklärt auch, dass es wichtig ist, beim Schreiben keine Angst zu haben. Denn man darf Fehler machen, man muss sie aber verbessern. Darum geht es auch in dem Buch, im dem die Hauptperson ein Paar Turnschuhe stiehlt, um zu verhindern, dass seine Mutter ihm die heiß begehrten Laufschuhe kauft und dafür ihre eigenen Bedürfnisse hintenan stellt. „Er tut das nicht, weil er ein schlechter Mensch ist, sondern weil er eigentlich ein guter Typ ist, der aber einen Fehler macht.“ Auch er habe Freunde und Bekannte, die fragwürdige Dinge tun, um ihre Familien zu ernähren, erzählt Reynolds. Und diese Ehrlichkeit über sich selbst und das Leben beeindrucken die Schülerinnen und Schüler im Saal. Natürlich applaudieren sie auch, als Reynolds sagt, er mag Tupac, Queen Latifah und deutsches Bier. Und als er auf die Frage, was er mit seinen Haaren gemacht habe, lächelnd entgegnet:„I´m black, man.“ 

Es gibt viele gute Fragen und genauso viele gute Antworten an diesem Morgen. Und alle nehmen die positive Atmosphäre und die ehrlichen Worte mit nach Hause. Denn Jason Reynolds sieht nicht nur aus wie ein Löwe, er hat auch eine Botschaft, die bei Jugendlichen ankommt.

 

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