Die 80 Schüler der neunten Klassen, die sich am Freitag, den 24.11. in der Aula einfanden, um das preisgekrönte, anspruchsvolle Theaterstück zu sehen, das die Theatergründer und -leiterin Liora Hilb erarbeitet hat, waren sichtlich beeindruckt. In acht Stunden Arbeit war am Vortag eine Spielfläche inmitten der Aula installiert worden, aufgeteilt in vier Ebenen, getrennt durch bewegliche, transparente weiße Vorhänge, die auch als Projektionsfläche für Videoeinblendungen dienten. Liora Hilb möchte den jungen Zuschauern anhand ihrer eigenen Familiengeschichte die Zeit des Nationalsozialismus und die Folgen des Holocausts näherbringen, zum Beispiel, indem aus dem Off Verbote aus den Nürnberger Gesetzen verlesen werden. 87 Familienmitglieder gab es vor der Diktatur – 11 überlebten und sind in alle Welt verstreut. Für ihre Großmutter Jenny, die trotz fortschreitender Entrechtung, Diskriminierung und Verfolgung der Juden in Deutschland verblieb, war es dann, als sie zu ihrer längst in Tel Aviv lebenden Familie wollte, zu spät. Sie wurde zunächst ins Warschauer Ghetto gebracht und dann in Ausschwitz ermordet. Was ihrer Enkelin blieb: Ein Diamantring, der auf nicht nachvollziehbare Weise nach Tel Aviv gelangte und ihr später übergeben wurde. Liora Hilb versuchte den „Ring des Schweigens“, den die Überlebenden um das Schicksal von Jenny gezogen hatten, zu durchbrechen, leider vergebens. Eingeblendet auf die Stoffbahnen sieht man ein Mädchen von etwa acht Jahren, das einzige Foto, das ihr von Jenny blieb. Geschickt wechselt Liora Hilb die Perspektiven und Zeitebenen, schlüpft mal in die Rolle ihres Vaters, spielt die elegante Mutter und lässt über Videoeinblendungen ihre Tochter Stella Briefe verlesen. Interviews mit Schülern schlagen eine Brücke in unsere Zeit. Mit der Aktion „Stolpersteine“, nach der gefragt wird, können nur wenige etwas anfangen (WGS-Schüler übrigens auch nicht!). Die völlige Unwissenheit junger Menschen drückt sich auch in folgender Rückfrage aus: „Ja hatten die denn kein Grab?“ Auch die Zuschauer hatten am Ende natürlich Fragen, die sofort beantwortet wurden. Freilich wurde das Stück im Unterricht vor- und nachbereitet. In Kürze sollen die Stolpersteine in der Krifteler Goethestraße in Augenschein genommen werden. Ein großer Dank geht an die Jungs der Technik – AG (im Bild), die den aufwändigen Auf- und Abbau tatkräftig unterstützt haben. „Ihr seid großartige Jungs“, lobte Frau Hilb und wir geben gerne das Lob zurück: „Großartiges Stück, Frau Hilb!“
(Gisela Franzke)