Rotkäppchen – ein Weingartenmärchen

 

kerze

Es war einmal vor gar nicht allzu langer Zeit, da trug sich Folgendes zu:

Rotkäppchen war die Tochter von Franz,keinem geringeren als einem ehrenwerten Richteraus gutem Hause und aufgewachsen in der schönen Wetterau, – beinahe so schön wie Schneewittchenhinter den sieben Bergen. Sie wollte gerne hinaus in die Welt. Sie trug auch einen Namen, ungewöhnlich für ein Märchen aber wahr: Ruth ward sie gerufen. Sie wollte nach Preußer. Sie war zwar kein echter Preis, aber es schien ihr erstrebenswert. Rudhoffte, dass Preußen grüningersei als Hessen, denn Ruth liebte Grün. 

So packte sie all ihr Häbund Gut und wollte fort. Ihre Mutter, eine geborene van´t Hoofdaus dem edlen Geschlecht der Bevern,  fand es sehr schaade, sie alleine ziehen zu lassen, denn sie pflegte ihr anvertraute Kinder auf ihrem Wege stets zubegleiten. Sie nahm Brot und Wein und legte ein Säcklein bereit. „Tunay“, sagte das Mütterchen zu seinem Kinde und gab ihm Brot und Wein. Und das Kind tat es hinein, schnürte gewissenhaft den Riehmen und verabschiedete sich.

Es wollte zu seinem Vetter nach Preußen. Dieser war ein reicherBecker.Er lebte glücklich an einem Teich. „Mann!“, entfuhr es dem Mädchen, denn es wusste: Auf dem Weg dahin musste es durch einen finstren Wald. Der Försterwarnte sie schon früh per Durchsage: Dort lauerte der böse Wolf, lange ward er nicht gesehen, doch nun war er wieder da, die Vögel zweschperten es von den Tannenwipfeln. „Meidemich!“, hoffte das Mädchen inbrünstig, denn der Wolf war größer und stärker als ein Gebhardt.

Doch das Mädchen wusste, dass Märchen immer gut ausgehen, besonders im Sommer, hoffte es. Und so zog es weiter und suchte den richtigen Weg. Es war frohen Mutes, denn es vertraute auf Gott, der immer jantzin der Nähe war. 

Als der Morgen graute, gesellte sich ein Esel zu dem Mädchen. Es war kein gewöhnlicher Esel in Grau, er war loofarben, ungewöhnlich für die Gegend. Heinrich war sein Name und er stammte aus dem südlichen Calabro.  Er hatte sein Gattingerdurchbrochen und war sehr hungrig. „Wo kommst du denn her?“, fragte das Mädchen. Aus dem Hof, Mann!“, antwortete der Esel.  Das Mädchen gab ihm zu Essen. „Hier, Korn, Mann!“, rief das Mädchen und gab dem Tier frischen, stattlichen Rogic.„Das gibt Kraft“, rief das Mädchen. Der Esel, sonst nur Kohlgewohnt, war erfreut: „So frühbeisich sonst nicht“, meinte das Tier und dankte dem Mädchen.  Fortan hing er an dem Kind wie eine Kletti. „Dhi mag ich“, dachte er bei sich und folgte dem Kind.

Der Esel schardtmit den Hufen, denn er war in Eile: Spätestens anSilvestri wollten sie ihr Ziel erreichen. Sie waren zuversichtlich, denn der Esel war vorher beim Schmidt, der sorgfältig seine Hufe beschlagen hat. 

Was trug sich nun zu? Der böse Wolf hatte heimlich eine Fallergegraben. Doch der Esel, ein sehr belesener und großer Esel, ein sogenannter Büchiwurm, dessen Haltung viel Platz beansprucht, war nicht einfältig und bemerkte die Faller. Er machte einen Satz, um dem Sturz zu entgehen. Nur sein Huf wurde ein wenig verletzt. Kuehlin“, riet ihm das Mädchen und führte ihn zu einem kühlen Bach. „Maschistof“, antwortete das Tier, tat wie geheißen und kühlte seinen Huf. Dabei musste er sehr vorsichtig vorgehen, denn im Fluss lebte ein Krebs, der gerne Esel zwickte. „Ohle!“, rief das Mädchen, gab dem Tier einen aufmunternden Klapps und gemeinsam machten sie sich vom Ackerund zogen von dannen. Der Wolf blieb zurück, hungrig und sauer.

Sie verließen den dunklen Wald und stärkten sich an einem Beerenstrauch. Bromberas, schwarz und saftig, hingen dort. Es war heiß, mitten im Julia. „Wann werden wir ankommen?“, fragte der Esel das Mädchen. „Heydoder morgen“, erwiderte das Kind pädagogisch. Ihnen war kolt, denn die Nacht bracht herein und der Regen braselte auf sie nieder. 

Am nächsten Morgen wachten sie späthauf. Von Ferne sahen sie Preußen. Sie erblickten das Haus desVetters auf einem Hügel, das Dach glänzte schwarz in der Sonne, denn es war ein Neuhaus.

Neben dem Haus gab es einen Weingarten, grün wie ihn sich das Mädchen gewünscht hatte. Sie erblickte eine wunderschöne Daliaim Blumenbeet, groß und schlank gewachsen. Auch ein Kräuterbeet befand sich dort. Frische Petersilie und andere feine Kräuter konnte das Mädchen riechen. „Adil!“, freute sich das Kind und zupfte etwas Dill vom Beet. Dort wuchs auch frische Pfeffermenze neben einerBirkner. Die liebte der Esel. „Daparke ich meinen Esel“, dachte das Mädchen bei sich und schlug einen schnelleren Schritt an. Das Tier folgte auf den Hofmannund das Mädchen sah von weitem seinen Vetter, der, wie es sich gehörte, einen Janker trug und ebenfalls ein Büchinarr war. 

Er nannte sich Gerd und betrieb eine große Bücherei. „Ilisa!“, pflegte er zu sagen, was soviel wie „ich lese auch“ heißt, denn auch der Vetterwar ein Zugereister. Doch als der Esel den Mann erblickte, ging er keinen Schritt mehr. „Sapperlott!“, schimpfte das Mädchen. „Tsabasopulos!“, übersetzte es der Vetterauf Griechisch, denn er wusste nichts von der italienischen Heimat des Grautiers. Doch der Esel schererte sich nicht darum. Da dachte sich das Mädchen eine List aus: „Ziegert!“, rief das Kind seinem sportlichen Vetterzu, und Gerd und das Kind zogen das müde Tier in den Stall, das sich dann auf ihr Geheiß hin auch folgsam niederlegte. „Lopez!“, forderte der Vetterdas Mädchen auf und sie lobten das brave Tier. 

„Warst Du Gefahren ausgesetzt?“, fragte Gerd das Mädchen. „Ivo“, entgegnete das Kind. „Erzähle mir alles, was sich auf der Reise zugetragen hat“, bat der Vetterdas Mädchen. Ja,mal, aber nicht jetzt, erwiderte das Mädchen und ließ sich sanft in sein Daunerkissen fallen. Es fühlte sich bereichert und war glücklich und zufrieden bis an sein Lebensende. 

K.H.

 

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