AR Packaging wirbt an der WGS für Ausbildungsplätze
Letztes Jahr wurde von der Weingartenschule die Initiative WGStart gegründet. Unser Realschulzweigleiter Dr. Richter war dabei federführend. Erklärtes Ziel war und ist es, Abschlussschülerinnen und -schüler der 9. und 10. Klassen in eine Ausbildung zu bringen und ihnen so zu einem guten Start ins Berufsleben zu verhelfen. Fachkräfte werden in der Wirtschaft händeringend gesucht. Dazu braucht es Ausbildungsplätze und vor allem ausbildungswillige Schulabgänger.
Die sitzen – mehr oder weniger willig – in der letzten Woche vor den Osterferien vor Dr. Richter und dem Abteilungsleiter der Krifteler Firma AR Packaging,
Melvyn Irmer, der selbst vor 16 Jahren noch ein Weingartenschüler war. Heute ist die R10a dran und soll motiviert werden.
„Motivation ist jetzt wichtiger denn je“, erklärt Dr. Richter. „Corona hat das Leben von uns allen komplett auf den Kopf gestellt.“ Schulen und Ausbildungsunternehmen fänden zwar allmählich zu einer neuen Normalität zurück, die Fragen der Jugendlichen aber blieben: Wie finde ich in dieser schweren Zeit einen Ausbildungsplatz? Wie bewerbe ich mich am besten? Wie läuft die Ausbildung ab? Darauf will WGStartAntworten geben. Denn zu einer generellen Unlust der Abschlussschüler, sich auf eine Ausbildung einzulassen, kämen auch Corona-bedingte Besonderheiten dazu. „Wir müssen was tun“, fordert auch Melvin Irmer, dessen in Kriftel ansässiger Betrieb A&R Packaging in diesem Jahr fünf Ausbildungsplätze zum Einzelhandelskaufmann/frau anbietet.
Eines sei klar, so Dr. Richter, Corona habe die Ausbildung in vielen Branchen deutlich erschwert. Durch die Lockdowns mussten viele Unternehmen schließen, der betriebliche Alltag konnte nicht in gewohnter Form weitergehen. Viele junge Leute würden Gefahr laufen, die Schule in diesem Jahr ohne berufliche Perspektive zu beenden. „Es gibt einen deutlichen Rückgang bei den Bewerbern“, mahnt auch Irmer, wir suchen händeringend nach Auszubildenden. Ein Krisenszenario, dem entgegengearbeitet werden müsse, ist Dr. Richter überzeugt.
Melvyn Irmer, selbst gelernter Industriekaufmann, ist gut vorbereitet und geht mit einer kurzen und knackigen PowerPoint Präsentation auf die interessierten Schülerinnen und Schüler zu. Als weltweit führender Verpackungsmittel-Hersteller für Faltschachteln aus Karton hat die A&R Packaging Gruppe unter anderem das Ziel, Karton und Faltschachtel als ökonomisch und ökologisch ausgewogenes Verpackungsmedium zu fördern. Im Schnelldurchlauf stellt Irmer die Geschichte des Unternehmens dar: 200 Beschäftigte in Kriftel, 50 Mio. Umsatz im Jahr 2021, 850 Mio. Faltschachteln, 150 Standorte weltweit und über 25.000 Mitarbeiter. Zahlen, die beeindrucken.
Aber vor allem aber geht es heute um die fünf Ausbildungsberufe:
- Medientechnologe/-Technologin Druck
- Packmitteltechnologe/ -Technologin
- Maschinen- und Anlagenführer/-Führerin
- Fachkraft für Lagerlogistik
- Industriekaufmann/- Frau.
Sie werden dringend benötigt. Die Wirtschaft muss ja weiterlaufen. Eine kurze Umfrage soll Klarheit bringen. Wie viele von den 17 Anwesenden hätten denn überhaupt Interesse? Zögerlich gehen fünf Arme hoch.
Da gibt es also Handlungs– und Überzeugungsbedarf. Irmer holt rhetorisch noch etwas weiter aus und malt eine positive Zukunft für die Abgangsklassen aus.
Ziel seiner Firma sei es, ausgebildete Schüler auch zu übernehmen. Wer gut dabei sei und gut mithalte, habe auch gute Chancen, längerfristig übernommen zu werden.
Das führt in dem kleinen Auditorium zu der Frage, in welchen Fächern man denn in der Schule gut sein sollte? Die Antwort lautet, bei den vorwiegend technischen Berufen sei visuelles und räumliches Denken wichtig. Auch auf ein gutes Arbeits- und Sozialverhalten werde geachtet. Besonders wichtig sei es, sich keine unentschuldigten Fehltage zuschulden kommen zu lassen. Da seien die Ausbilder streng. „Denn dann kann man davon ausgehen, dass ihr unzuverlässig seid“, betont Irmer. Auch ein überzeugendes Motivationsschreiben sei wichtig, führt der Industriekaufmann weiter aus. Bei der nächsten Frage kommt Bewegung in die Klasse. Kein Wunder, geht es doch um das liebe Geld. Wie hoch das Gehalt später sein könne, möchte ein Schüler wissen. Die Antwort findet durchaus Anklang: 2500 € winken den Absolventen direkt nach erfolgreicher Ausbildung. Dazu kämen Schichtzulagen, ein bezahltes Bahnticket, Treibstoffzuschuss und eine Verpflegungspauschale.
Lehrjahre sind keine Herrenjahre, hieß es früher einmal. Instagram-tauglich sind sie auch heute nicht. Woher die Scheu, sich für eine Lehre zu engagieren, bei vielen käme, wird gerätselt. Vielleicht an der Wunschvorstellung vieler Eltern, die ihre Kinder unbedingt studieren lassen wollen. „Da wird manchem Kind das Fachabitur aufgedrückt, damit sie anschließend studieren, obwohl sie das eigentlich gar nicht wollen“, bemängelt Dr. Richter. Dennoch gibt sich Irmer zuversichtlich. Das Interesse sei da, konstatiert er, man müsse nur Interessierte und Anbieter zusammenbringen. Da dürfe man nicht aufgeben. Das hat die Initiative WGStartvon der Weingartenschule auch nicht vor. Man bleibe dran, so Dr. Richter. Schritt für Schritt soll es weitergehen. „Denn die Richtung stimmt“.