Laskawo prosimo in Kriftel!

Die Weingartenschule heißt ukrainische Kinder herzlich willkommen

Empfang im Forum

Na, das fängt ja schon ganz vielversprechend an. Die 11jährige Vika antwortet zur Begrüßung auf die Frage, wie ist ihr denn gehe: „Alles sehr gut“. Es ist der erste Tag in der neuen Schule. In einer deutschen Schule. Deutsch Lernen steht ganz oben auf der Liste für die 19 ukrainischen Kinder. Sie mussten mit ihren Müttern vor den Schrecken des Krieges aus ihrer Heimat fliehen. Zwölf von ihnen kommen jetzt aus Kriftel, der Rest ist seit ein paar Wochen in Hofheim zu Hause. Neue Freunde haben sie auch schon gefunden, wie der 16jährige Vladi erzählt. Kinder und Jugendliche überwinden auch sprachliche Grenzen schneller und besser. Gemeinsam die Freizeit verbringen, helfe da sehr.

Begrung der Schulleiterin

Die Weingartenschule hat in der ersten Maiwoche eine Willkommensfeier für die Flüchtlinge organisiert. „Ihr seid bei uns, weil ihr in Eurer Heimat wegen Krieg und Verfolgung nicht mehr in Eure Schule gehen könnt. Ich denke, dass Ihr jetzt lieber dort wärt. Nun seid Ihr bei uns und wir freuen uns, dass wir Euch helfen können“, lauteten die Begrüßungsworte von unserer Schulleiterin Frau Wetterau-Bein. Wichtig sei zunächst, dass alle gut Deutsch lernten, betonte die Direktorin.

Musikalische Begrung

In der zweiten großen Pause – alle Schüler der WGS waren dabei – wurden sie herzlich und auch musikalisch begrüßt. Musiklehrerin Frau Acker hatte mit ihrer Band gespielt, der Chor hingebungsvoll gesungen. „Impossible“ und „Traitor“ hießen die Lieder. Als liebevolle Geste gab es noch eine kleine Schultüte für jeden und dann ging ihre erste Stunde los. Einige Jungs waren vor der Einschulung noch extra beim Friseur gewesen. 

Schlerinnen und Schler der WGS mit den Schultten FotovdLoo

Seit Beginn dieses Schuljahres gibt es an der WGS eine sogenannte „Intensivklasse“ mit Flüchtlingskindern aus Syrien und Afghanistan. Seit Anfang Mai gibt es eine zweite Intensivklasse nur mit ukrainischen Kindern. Eine dritte Klasse ist geplant.

sen Korkmazrechts mit ihrer Intensivklasse Deutsch FotovdLoo

Alle Kinder sind privat untergebracht, die meisten in Wohnungen, die freistanden, manche auch in Familien. Viele von ihnen kennen sich schon über die Familien, die sie aufgenommen haben. Vor Ostern gab es ein großes Willkommensfest in der Gemeinde mit über 100 Teilnehmern. Da fühlten sich die Ukrainer schon gut aufgenommen. Eine wertvolle Grundvoraussetzung in einem fremden Land.

Die Zahl der Schulkinder aus der Ukraine wächst in Hessen rasant. Waren es vor den Osterferien noch 4.800, gehen nach Angaben des Kultusministeriums inzwischen 7.100 Kinder aus der Ukraine in Hessen zur Schule. Das ist weniger als in vielen anderen Bundesländern. In ganz Deutschland wurden bisher fast 92.000 Schulkinder aufgenommen. In Kriftel sind es mittlerweile über 100. Gut 30 davon sind Kinder. Zwei davon kommen im Sommer in die Kita, ca. 8 sind Kindergartenkinder, der Rest Schulkinder an Grundschule und weiterführender Schule. Zwischen 8 und 12 Flüchtlinge kommen im Augenblick pro Woche in Kriftel an. 

In Hessen machen die ukrainischen Schüler jetzt fast ein Drittel der insgesamt fast 24.000 Kinder aus, die in den Intensivklassen Deutsch lernen. Mitten im Schuljahr stehen die Schulen vor der gemeinsamen Herausforderung, in kurzer Zeit diese Kinder und Jugendlichen ohne Deutschkenntnisse zusätzlich aufzunehmen. Dafür mussten kurzfristig Räume und pädagogisches Personal gefunden werden. Eine davon ist Ösen Korkmaz. Sie hat im Januar ihr erstes Staatsexamen absolviert, hatte dann die Aktion Löwenstark mit betreut, die Corona-bedingte Defizite auffangen soll. „Eine Intensivklasse zu betreuen, ist auch völlig neu für mich,“ gibt sie offen zu, “ich lerne selbst viel dazu“. Ihre Fächer sind Deutsch, Englisch und Arbeitslehre. Das Fach Deutsch wird für die Kinder jeden Tag vier Stunden lang unterrichtet.

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Die Voraussetzungen der Kinder im Alter von 9 bis 16 seien sehr unterschiedlich, stellt sie schon am ersten Tag fest. Größere Kinder wirken schon „sehr erwachsen“, kümmern sich um die ganze Familie, denn meist fehle ja der Vater. Zum Beispiel Georgi, er ist 17. In der Ukraine stand er kurz vor der Abschlussprüfung, jetzt kümmert sich erst einmal um seine Mama. 

Es sind gebildete Kinder, sie haben ab der 1. Klasse Englisch in der Schule gelernt, man kann sich mit ihnen auf Englisch unterhalten. Einige wie der 14jährige Daniel, hatten auch schon in der Ukraine Deutsch als Fach, andere verstünden und redeten sehr wenig. „Viele sind sehr schüchtern“, stellt Frau Korkmaz fest. Und naturgemäß traumatisiert. Tanja Seitz, aus dem Organisationsteam für Flüchtlinge, mahnt zu Sensibilität im Umgang mit den Kindern. Es sei problematisch, die belastende Fluchterfahrung direkt anzusprechen, warnt die erfahrene Pädagogin und Integrationslotsin: „Ich warte, was sie von alleine erzählen“, lautet ihr Resümee. 

 

Bei den Fotos fällt auf, wie ernst die Kinder schauen. Keiner lächelt oder lacht. Das müssen sie erst einmal wieder lernen. Deutschlehrerin Korkmaz zeigt sich angetan von ihren ukrainischen Schützlingen. „Sie sind sehr lernwillig und vor allem froh, wieder in die Schule zu gehen“. Ein positiver Ansatz. Auf die Frage, wie lange sie denn bleiben wollten, gibt es unterschiedliche Haltungen. Viele wollen so schnell wie möglich in die Heimat zurück. Verständlicherweise hängen sie an ihr. Auch Heimweh kommt auf. Ein bisschen hilft, dass einige von den ukrainischen Kindern neben ihrem Deutschunterricht auch Distanzunterricht an ihrer alten Schule in der Ukraine haben. Ist zwar nur online, aber es tut gut gegen das Gefühl der Fremdheit und sorgt für ein zeitweise wärmendes Heimatgefühl. 

bergabe der Schultten

 

 

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