Dunkler, wolkenverhangener Himmel. Schneidend kalte Luft. Das Thermometer fällt auf knapp 2 Grad plus. Doch die Stimmung steigt an diesem eisigen Freitagmorgen im Krifteler Freizeitpark. Die Schülerinnen und Schüler der Weingartenschule möchten hier und heute etwas Gutes tun. Sie sind hochmotiviert. Für die Ukraine. Für die Menschen dort. Für Lebensmittel und alles, was dort fehlt. Dafür wurde ein Spendenlauf von der Fachschaft Sport, federführend vertreten durch Sportlehrerin Frau Zweschper, organisiert.
Das Ganze funktioniert nach einem bewährten System. Die Kinder und Jugendlichen sollten sich Sponsoren suchen. Familie, Freunde, Nachbarn, alle, die etwas geben wollen. Denn jede Runde im Freizeitpark ist Bares wert. Möglichst fünf Runden von je 450 Metern pro Schüler sind geplant. Jede Runde wird am Zieleinlauf von Helferinnen und Helfern gestempelt.
Malaika aus der G9b hat acht Runden geschafft. Ihre Sponsoren kommen aus der Familie. Das Mädchen lacht: “Da kommt so einiges zusammen“.
Sie findet den Lauf richtig und wichtig. Man sollte den Menschen helfen. „Ich habe auch schon Klamotten zum Verschicken gespendet“, sagt sie mitfühlend. Denn die Ukrainer tun ihr leid. So motiviert sei sie gerne gelaufen. Die Mutter von Lea aus der G7a steht an der Muffin-Theke und nickt zustimmend: „Die Mädels bewegen sich sonst sowieso zu wenig“, gibt sie zu bedenken. So sei Sport plus guter Zweck eine Rechnung, die „doppelt gut“ aufgehe.
Einige Mütter des Elternbeirates um die Vorsitzende Melanie Hirt stehen vor der improvisierten Theke zusammen und feuern die Kinder an. Sie frieren zwar, sind aber guter Dinge. Viele Eltern haben sich ins Zeug gelegt und eine Riesenmenge Muffins gebacken, berichtet Frau Hirt. Über 500 an der Zahl. Dazu kamen 300 Äpfel, gestiftet vom Obsthof Müller. Jeder der Läuferinnen und Läufer soll einen Apfel oder einen Muffin als Belohnung bekommen. Dem 13jährigen Hermes hat er gut geschmeckt. Für ihn läuft alles richtig an diesem Vormittag. Er sei froh, dass sich alle so gekümmert haben. Auch ihm tun die Kinder in der Ukraine leid „Eben noch Schule, am nächsten Tag Krieg“, bringt er sein Empfinden bei Kriegsbeginn auf den Punkt.
Das ist auch die Meinung der Mutter von Siebtklässler Ben. Wenn es nach ihr ginge, würden alle am besten das Doppelte laufen: „Lauft, lauft“, ruft sie den an ihr vorbeisprintenden Läufern zu und klatscht motivierend in die Hände. Auch ihr ist es wichtig, den leidenden Ukrainern zu helfen.
Manche Kinder schlurfen oder schlendern ihre Runde, andere rennen ehrgeizig und geben richtig Gas. Auch Lehrer der Weingartenschule sind dabei. Herr Preis zum Beispiel. Man sieht ihm seine Motivation an. Der Mathematik- und Religionslehrer hat sich von Kollegen sponsern lassen. Sein ehrgeiziges Ziel von elf Runden hat er geschafft. Seine Mitläufer schaffen in der Regel sechs. „Ich bin von Haus aus sportbegeistert“, erklärt er leicht aus der Puste, „aber die gute Sache hat mir erst recht den Kick gegeben“. Die Schulleitung der WGS, vertreten durch unsere stellvertretende Schulleiterin Frau Trapp, steht voll und ganz hinter der Aktion:
„Wir solidarisieren uns mit den Menschen in der Ukraine. Alle haben die Bilder des Elends dort gesehen und es ist wichtig, dass wir den Schülern gegenüber der Wichtigkeit dieser Aktion herausstellen“, unterstreicht sie. Denn damit fülle man auch das schuleigene Motto „Wir Gemeinsam Stark!“ mit Leben.
Das Schulleitungsteam, der Personalrat, der Elternbeirat und die Schülervertretung bekräftigten in einem Brief an die Schulgemeinde unisono die Unterstützung der Ukraine. Und zwar allen wetterwidrigen Umständen zum Trotz: „Für unseren Spendenlauf für die Ukraine am morgigen Freitag, den 01. April, sind leider Kälte, Regen und Schnee vorhergesagt. Wir lassen uns aber trotzdem vom Wetter nicht davon abhalten, unsere Solidarität mit der Ukraine zu bekunden. Solidarität findet bei jedem Wetter statt!“, hieß es in der schulinternen Mitteilung. Die schrecklichen Ereignisse mitten in Europa inspirierten Mathe- und Physiklehrer Herrn Silvestri sogar zu einem Gedicht:
„Die WGS ist heut‘ im Park
und macht sich für den Frieden stark.
Wir werden hier die Runden rennen
für Menschen, die wir nicht mal kennen.
Wir sind gar nicht so grundverschieden,
denn jeder Mensch verdient den Frieden.“ (Auszug)
Zusammen für den Frieden in der Ukraine zu laufen, war das Motto dieses Schultages. Und so viele Spendengelder wie möglich zu generieren, die abertausenden Bedürftigen in dieser dramatischen Krise die bestmögliche Unterstützung zu ermöglichen, das Ziel. Dass dies erfolgreich zu erreichen sei, hatte man gehofft. Nun sei aus der Hoffnung eine schöne Gewissheit geworden, freut sich die Schulleitung.
Sie erbrachten einen Spendenbeitrag von sage und schreibe 24.415 Euro.
Dazu kam noch der Inhalt der Spendenbox, die am Elternbeiratsstand aufgestellt war, von 272 Euro. Die Spenden werden zu einer Hälfte dem Partnerschaftsverein Kriftel/Pilawa Gorna und zur anderen Hälfte der Aktion „Deutschland hilft“ überwiesen. Beide Organisationen unterstützen die Ukraine im Kriegsgeschehen.
Der Einsatz der Kleinsten war riesig: Den höchsten Betrag hat die G5c mit 1.490 € erlaufen. Die meisten Runden ist die G7c gelaufen (8,4 Runden).
Am Ende dieses bitterkalten Freitags schneit es. Der erlaufene Spendenbeitrag wird da wie ein kleiner warmer Regen für die kriegsgebeutelte Ukraine sein.