„Ich war eine Woche krank, bevor mir gesagt wurde, dass die Schule bis nach den Osterferien ausfällt. Ich hatte ohnehin schon genug vom Kranksein und mir war ziemlich langweilig. Eigentlich hatte ich mich schon wieder auf die Schule und meine Freunde gefreut, aber als ich dann von der Schulschließung erfuhr, war ich ziemlich geschockt. Am ersten schulfreien Tag merkte ich sofort, dass das etwas ganz anders war. So ganz ohne Lehrer, die einem etwas direkt erklären können, hatte ich das Gefühl, viel mehr als sonst arbeiten zu müssen. Da waren nur noch die Eltern, wobei ich Glück habe, dass sie mich gut unterstützen.
Am ersten Tag war das Leben ohne Schule noch ganz cool, aber dann bereits ab dem zweiten Tag trat Langeweile ein, da man immer das Gleiche zu tun hatte. Morgens arbeiten, mittags essen, nachmittags im Garten spielen, auf der „Playsi zocken“ und abends essen und fernsehen.
Nach der zweiten Woche zu Hause hatte ich keine so große Lust mehr, jeden Tag dasselbe zu tun. Aber ich konnte es leider nicht ändern. Für uns alle in der Familie war die neue Situation nicht einfach.
Manchmal nerven mich meine kleinen Schwestern, sie kommen dann in mein Zimmer und provozieren mich. Auch mein Vater ist gestresst, weil er viele Videokonferenzen hat, und meine Mutter arbeitet in der Apotheke und ist wegen der vielen Kunden sehr angespannt. Wenn sie direkten Kundenkontakt hat, steht sie hinter einer Plexiglasscheibe und hofft, dass sie dadurch besser geschützt ist.
Zum Glück habe ich die Musik, denn mit meinem Schlagzeug und meinem Klavier bringe ich Abwechslung in meinen Alltag. Allerdings war meine größte Sorge, dass jetzt auch noch der Musikunterricht ausfällt. Aber dann verkündete meine Klavierlehrerin, dass wir den Unterricht online machen, und einen Tag später hatte meine Schlagzeuglehrerin genau das Gleiche vor. Noch am selben Tag hatte ich eine Stunde Unterricht auf dem IPad. Es war am Anfang sehr seltsam, da ich sie zwar sah und hörte, aber sie nicht neben mir saß. Ich drucke oder bestelle mir aber auch eigenhändig Noten und bringe mir die Stücke selbst bei, zum Beispiel „Blinding Lights“ von weeknd (schreibt man wirklich so ).
Es ist zwar eine schwierige Zeit, aber die Musik steht mir immer zur Verfügung und hebt auch meistens die Stimmung – bei mir und auch bei meiner Familie.“
Ole (G6b), 12 Jahre alt